Brems- und Schaltzug
Unterschied zwischen Brems- und Schalthülle
Oben Bremshülle, unten Schalthülle
Schalthüllen, insbesondere SIS für indexierte Schaltung, sind mit ihren längslaufenden Drähten sehr genau da sie im Betrieb nicht gestaucht werden und dürfen nicht mit Bremshüllen verwechselt werden, die im inneren wie eine Spirale verlaufen. Bremshüllen erkennt man sofort, sie lassen sich viel leichter seitlich biegen, während Schalthüllen seitlich starr und auch empfindlicher sind. Der Grund für den unterschiedlichen Aufbau sind die erforderliche Genauigkeit bei indexierten Schaltungen. Die Hülle muss gut gegen zusammenstauchen geschützt sein, was mit den längslaufenden Drähten erzielt wird. Herkömmliche Hüllen längen sich ausserdem unterschiedlich wenn man den Lenker bewegt oder den Hinterbau eintaucht. Bei den Bremsen treten viel höhere Kräfte an den Zügen auf, deswegen ist der Draht spiralförmig und kann sich zusammenziehen. Eine Schalthülle würde beim bremsen einfach aufplatzen weil sie den Druck nicht standhält.
Preisklassen
Schalthüllen gibt es in den verschiedensten Preisklassen, man sollte darauf achten das der Aussendurchmesser nicht zu klein ist, denn sonst reisst die äußere, meist unflexible Gummi- oder sogar nur Kunststoffschicht durch den Druck ein und die Drähte kommen ans Tageslicht.
Zerberstete SIS Schalthülle (Quelle: pardo.net)
Insbesondere in der untersten Preisklasse werden derartige Sparmaßnahmen angewendet, welche sich sogar mit der Aufschrift Shimano schmücken. Lieber etwas mehr für stabilere Hüllen investieren. Die Shimano SIS SP41 funktionieren aber ausreichend gut und sind ab Werk auf der gesamten Länge mit Silikonfett vorgeschmiert. Fertig zusammengestellte Sets sind übrigens nicht immer billiger. Gute Erfahrung habe ich mit Campagnolo und Jagwire gemacht. Die teuersten und besten Hüllen helfen aber nichts wenn sie schlampig verlegt werden.
Maß der Hüllen und Züge
Hülle
Die Durchmesser der Brems- und Schalthüllen ist unterschiedlich. Bei den Schalthüllen waren früher meist 5mm mit Metallhülsen üblich z.B. Shimano SIS-SP50, heute sind es eher 4.5mm z.B. SP40,SP41 mit Plastikhülsen. Die neuen Campagnolo Ultra-Shift benötigen sogar nur 4.1mm dicke Schalthüllen. Bremshüllen haben normalerweise 5mm.
Schalt- und Bremszug
Links MTB, rechts Rennrad Bremszug
Links Campagnolo, rechts Shimano Schaltzug
Auch bei den Schalt- und Bremszügen gibt es verschiedene Arten. Schaltzüge haben normalerweise ein Maß von 1.2mm und kleine tonnenförmige Nippel am Ende. Schaltzüge bei Campa haben eine etwas andere, rundere Nippelform, als bei Shimano. SRAM hat glaube wegen Gripshift die dünneren 1.1mm Züge eingeführt. Bei den Schaltzügen gibt es auch verschiedene Qualitätsmerkmale, verzinkt oder rostfreiem Edelstahl. Bei vielen Zügen wird noch erwähnt das sie geschliffen sind damit sie noch gleitfähiger sind. In der Tat ist mir bei manchen billigen Zügen eine gewisse Rauhigkeit aufgefallen. Nicht zu vergessen die diversen PTFE Beschichtungen u.a. Shimano Optislick.
Bei Bremszügen gibt es große tonnenförmige Nippel fürs MTB und birnenförmige Nippel fürs Rennrad.
Verschleiss und Wartung
Es ist ein weit verbreiteter Irrtum das sich die Züge längen, es sind vielmehr die Aussenhüllen die durch das Schalten ständig zusammengequetscht werden und ausleiern. Ich habe auch bemerkt das bei einigen Schalthüllen, der Gummiteil zu schrumpfen scheint und dann die Stahldrähte hervorstehen. Dennoch können Schaltzüge nach einer Zeit reissen, bei Ultegra 10fach STI wurde dies vermehrt berichtet. Aber auch in einem Ergopower rissen nach etwa 8tsd km einzelne Drähte. Die starke Biegung wird wohl auf Dauer zur Materialermüdung führen. Auch falsche Klemmung kann einzelne Drähte schnell durchtrennen und gebrauchte Züge können bei Wiedereinbau so stark geknickt sein, daß sie sehr schwergängig sind weil die Reibung in der Aussenhülle zu groß wird. Besonders auch beim MTB scheint der Verschleiss an Schaltzügen extrem hoch zu sein, denn unter hartem Einsatz habe ich häufig reissende Züge im Klemmbereich des Shimano Schaltwerks aufgrund der Biegung des Schaltzugs nach der Endhülse.
Mit ein Grund warum man Hüllen und Züge regelmäßig wechseln sollte, ist weil der Schaltzug an einigen Stellen blank liegt und dort Schmutz eindringen kann. Optimal wäre daher eine durchgängige Aussenhülle, der Nachteil ist hier jedoch das höhere Gewicht und das nicht alle Rahmen dafür geeignet sind.
Endhülsen
Wichtig ist auch die passenden Endhülsen für die Aussenhüllen zu verwenden. Diese sollten vom Durchmesser nicht zu groß sein. Es gibt auch gedichtete Hülsen, die etwas teurer sind. Bei Shimano sind Plastikhülsen weit verbreitet, diese sind zwar geräuschfreier aber weniger robust. Wichtig zu wissen, ist bei Shimano haben ungedichtete Hülsen 2 Rillen, während die gedichtete Variante 4 Rillen hat. Jagwire z.B. verwendet noch schwarze Metallhülsen.
Um ein verkratzen des Rahmens bei am Oberrohr entlanglaufenden Schaltseilen zu verhindern, kann man O-Ringe einsetzen. Weil diese leicht verrutschen, sollte man diese nicht einzeln montieren, sondern in 3er Gruppen.
Kürzen der Hüllen und Züge
Hülle
Schalt- und Bremshüllen sollten mit einer speziellen Zange gekürzt werden, die an den Schneiden rundgeformt ist und die Hülle nicht platt quetscht. Schalthüllen die den Schalthebeln beiliegen, sind meistens im Bereich der Beschriftung vorgefettet, die Hülle also immer am anderen Ende kürzen. Man kann auch eine Metallsäge verwenden. Wer noch etwas gutes tun will, der schleift das Ende glatt.
Jedoch hier nicht die Flex ansetzen da die Hitze, die innere Plastikseele ansengen und zu weit kürzen würde. Falls man einen Schleifstein verwendet, kann man, bevor die Teflonseele wieder abkühlt, das Ende mit einem Körner aufweiten. Die Schaltung funktioniert nicht sauber wenn die Hüllen schlampig assembliert sind, da hilft auch keine XTR oder Dura Ace Schaltung.
Zug bzw. Seil
Den Zug kürzt man mit einem scharfen Seitenschneider. Die einzelnen Adern lösen sich jedoch leicht voneinander, deswegen an den Enden immer eine Quetschhülse verwenden.
Umlenkungen und Rollen
Sehr große Reibung am Schaltzug tritt dort auf wo sehr enge Radien verlegt werden, dies ist typischerweise im Schalthebel. Die Reibung ist dort teilweise auch so hoch das die Züge dort mit der Zeit einreissen oder gar vollständig reissen. Eine Schwachstelle bei der Zugverlegung sind häufig auch Führungen unten am Tretlager, wo Schmutz ungehindert einwirken kann.
Fett oder öl?
Ob man Schaltzüge fettet oder ölt ist eine Glaubensfrage. Bei regelmäßig starker Verschmutzung wie am MTB, würde ich die Züge eher fetten und zwar mit weißem Silikonfett, welches sich gut für Kunststoff eignet. Denn in den Hüllen ist ein Kunststoff Liner. Titanfett führte bei mir leider zu sehr hoher Reibung. Bei Silikonfett sollte man auch beachten das es Gummi aufquellen lässt. Teflonbeschichtete Züge oder Hüllen sollte man gar nicht fetten. Bei den meisten beschichteten Zügen löst sich die Beschichtung nach kurzer Zeit, während Shimano Optislick etwas robuster ist.
Öl oder gar Silikonöl sorgt zwar am Anfang für eine relativ geringe Reibung aber es wird relativ schnell trocken, so das Fett eine längere Lebensdauer hat. Ausserdem schützt das Fett vor Schmutz, der so schwerer eindringen kann. Eine gute Alternative ist auch PTFE Spray z.B. von Ballistol, welches man direkt in die leere Hülle sprühen kann.
Sind die Hüllen schon vorgefettet, wie z.B. bei Campa oder Shimano, braucht man bei Neumontage überhaupt nichts tun.
Durchgehende oder unterbrochene Zughüllen
Bei Rädern erfolgt die Verlegung der Zughüllen häufig noch unterbrochen, dass heisst an geraden Abschnitten benutzt man den Zuganschlag am Rahmen als Gegenhalter und verbindet eine Strecke nur über den Seilzug. Dies hätte theoretisch den Vorteil das weniger Reibung stattfindet, jedoch ist der Unterschied bei einem neuen System kaum bis gar nicht zu spüren. Allerdings gibt es durch die Unterbrechungen mehr Stellen an denen Dreck ins System gelangen kann. Ist einmal viel Dreck enthalten, laufen durchgehende Hüllen unter Last besonders schwer.
Optimale Verlegung der Hüllen
Häufig werden die Zughüllen der Schaltung so verlegt, dass der Schalthebel rechts ist und die Hülle dann in einem engen Bogen vom Lenker in die rechte Seite vom Rahmen läuft. Wenn die Zugverlegung am Rahmen zentral in der Mitte läuft, hat man die Möglichkeit den Zug von der rechten Lenkerseite kommend in die linke Seite vom Rahmen zu führen. Der Bogen wird weiter, die Reibung wird niedriger dadurch. Ebenso berührt die Hülle weniger den Rahmen und es wird der Lack nicht aufgescheuert. Dies erfordert allerdings auch das man die Seite am Tretlager ändern kann, denn man muss ja wieder von links nach rechts. Bei der Seite mit dem Umwerfer verfährt man analog genauso, nur eben spiegelverkehrt.
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