Bau eines Laufrades
Einleitung
Auf dieser Seite will ich anhand Bilder zeigen wie man ein Standard Laufrad mit 32 Speichen und 3facher Kreuzung aufbaut. Weitere Details zum Laufradbau gibt es unter der Seite Laufrad, hier geht es nur um eine kurze Anleitung für den Bau.
Zentrierdorn
Zuerst einmal sollte man sich alle benötigten Teile zurechtlegen, damit man später nicht abgelenkt wird. Es wird ein Nippelspanner und ein Schlitzschraubendreher benötigt. Optimal ist ein Zentrierdorn wie oben auf dem Foto. Dies habe ich aus einem Schlitzschraubendreher zurechtgeschlliffen und spart beim späteren zentrieren jede Menge Arbeit, da alle Nippel gleich weit aufgeschraubt werden und man so kaum einen Höhenschlag hat. Die Spitze des Zentrierdorns ist 2mm lang. Je kürzer die Speichen, desto länger. Alternativ kann man auf der Rückseite des Nippels eine Speiche einschrauben und die Umdrehungen beim lösen zählen. Ich verwende zusätzlich auch noch Leinöl, welches als Gewindesicherung und chemisches Trennmittel dient. Das Leinöl trocknet in den nächsten Tagen und wird dann zähelastisch. Wegen dem Öl sollte man Arbeitskleidung verwenden, da es Flecken geben kann.
Speichenmuster
Eine Seite eines Laufrades mit 32 Speichen und 3fach Kreuzung, Quelle rst.mp-all.de
Zunächst etwas Theorie vor dem Aufbau. Im obigen Bild sieht man die rechten Speichenseite eines Laufrades. Bei 3fach gekreuzt sind zwischen den Speichenpaaren an der Nabe immer 4 Löcher Abstand. Die Speichenpaare werden also in Loch 1. und 6. an der Nabe eingefädelt. An der Felge hat eine Zugspeiche immer 3 Löcher Abstand zur nächsten Zugspeiche, analog das gleiche mit den Druckspeichen.
Speichen einfädeln
Man sollte die Drehrichtung von Zug- und Druckspeichen beachten. Shimano dreht bei Disclaufrädern am Hinterrad noch einmal zusätzlich die Drehrichtung links, was auch die meisten anderen Hersteller machen. Man kann sich nun vortrefflich streiten ob hinten links an den schwach gespannten Speichen überhaupt Bremskräfte übertragen werden, aber damit wenigstens bei einer Seite die Zugspeichen beim bremsen aussen liegen, kann man es durchaus so machen und ich sehe keine Nachteile durch die asymmetrische Verteilung von Zug und Druckspeichen. Die Pfeile auf den Bildern geben nur die Drehrichtung des Laufrads an, wenn man vor dem Rad steht.
Falls die Nabe schon einmal eingespeicht war und es deutliche Druckstellen gibt von den Speichen, würde ich die Richtungen einfach beibehalten um die Nabe nicht noch weiter zu schwächen.
Zug-und Druckspeichen bei Laufräder ohne Scheibenbremse
Zug- und Druckspeichen bei Disklaufrädern
Die Ausrichtung wie im Foto neben dem Ventilloch gilt nur für die linke Seite! Rechts ist diese gespiegelt.
Schritt 1 (Aller Anfang ist schwer)
Wir beginnen nun die ersten 2 Speichen einzufädeln, nachdem wir uns entschieden haben (siehe oben) welche Richtung Druck- und Zugspeiche haben sollen. Zwischen den beiden Speichen müssen 6 Löcher leer gelassen werden.
Hier kann man bereits viel falsch machen, denn wir wollen das es beim Ventil einen möglichst großen Freiraum gibt (geht leider nicht bei allen Felgen/Nabenkombinationen weil die Löcher in der Felge manchmal falsch ausgerichtet sind). Wird dies nicht beachtet, steht die Speiche im schlechtesten Fall schräg über dem Ventil. Bei versetzten Löchern an der Felge, sollte man auch beachten die richtigen Löcher zu wählen (siehe Foto). Die Löcher werden zum jeweiligen Flansch hin ausgerichtet. Bei manchen Felgen z.B. WTB, sieht man von aussen schlecht das die Löcher schräg gebohrt sind, der Nippel sollte den selben Winkel wie die Speiche haben sonst stimmt etwas nicht.
In dem Foto wird von der linken Seite der Nabe ausgehend an der Felge das erste Loch links und das zweite Loch rechts vom Ventilloch verwendet, dies wird gemacht damit das Ventil möglichst viel Freiraum hat. Fängt man auf der rechten Seite an (wo der Flansch üblicherweise kleiner ist), ändern sich die Löcher natürlich auch entsprechend: An der Felge zweites Loch links und erstes Loch rechts vom Ventilloch. Aber eben nur wenn der Versatz oder die Ausrichtung der Felgenlöcher überein stimmt, falls vorhanden.
Tip: Falls ein Nabenflansch größer ist, sollte man jedoch entgegen dem Foto mit dem kleineren Flansch beginnen, denn das einfädeln geht auf der zweiten Seite dann einfacher. Sind beide Flansche gleich groß, beginnt man auf der Seite mit den dickeren Speichen falls dies der Fall ist.
Tip2: Die Nippel sollte man zu beginn nur ganz wenig einschrauben. dann tut man sich später leichter. Ich benetze die Speichenenden vorher mit Leinöl. Damit sich das Öl nicht so verteilt, mache ich das erst mit einer weiteren Speiche, wenn die Speiche im Felgenloch ist.
Tip3: Falls die Löcher in der Felge falsch ausgerichtet sind, muss man die beiden Schlüsselspeichen links oder rechts neben das Ventil setzen und nicht dazwischen. Das Ventil ist dann etwas schlechter zugänglich.
Schritt 2 (Nun geht es schon leichter)
Nun eine weitere Speiche mit Kopf nach aussen einfädeln. Im Bild sieht man das diese Speiche mit der anderen Kopf innen Speiche unterkreuzt werden muss d.h. die Kopf aussen Speiche wird am Kreuzungspunkt über die Kopf innen Speiche gezogen. An der Felge lässt man 1 Loch zwischen dem Speichenpaar leer.
Schritt 3
Nun werden alle 6 weitere Speichen mit Kopf nach aussen eingefädelt. An der Nabe immer jedes zweite Loch verwenden und an der Felge sieht man, dass immer 3 Löcher zwischen den Kopf aussen Speichen leer bleiben.
Schritt 4
Immer noch auf der selben Nabenseite folgen nun alle 7 weiteren Speichen mit Kopf nach innen. Hier ist wichtig das die Speichen wie in Schritt 2 unterkreuzt werden.
Die beiden rot markierten Speichen müssen in die selbe Richtung zeigen. Die Felge gibt hier die Richtung vor!
Schritt 5 (Noch einmal Achtung!)
Nun kommt die zweite Laufradseite und man muss noch einmal etwas acht geben. In diesem Schritt wird nur eine Speiche mit Kopf nach aussen eingefädelt, dort wo sich die Speichen auf der anderen Seite kreuzen. In diesem Beispiel ist es eine Speiche am Vorderrad* die die selbe Drehrichtung wie die gegenüberliegende Speiche haben muss. Die Richtung kommt darauf an wie Druck- und Zugspeichen verteilt werden (siehe Bild oben). Wie man auf dem Bild sieht, sind die Löcher auf der anderen Flanschseite etwas versetzt. Das muss so sein weil wir an der Felge nicht 2 Speichen an einem Loch montieren können. Man sieht auf dem Bild auch, dass die nächste gegenüberliegende Speiche mit Kopf nach aussen und selber Drehrichtung (im Bild rot), etwas weiter links am Flansch sitzt d.h. wir müssen unsere Speiche ein Felgen- und ein Nabenloch** weiter rechts neben der gegenüberliegenden Speiche montieren.
*Anmerkung1: In diesem Beispiel wird auch davon ausgegangen das Zug- und Druckspeichen symmetrisch auf beiden Flanschen verteilt sind wie es beim Vorderrad auch üblich ist. Bei einem Hinterrad kann man, sofern man die Anweisung von Shimano befolgt, die Speiche im gleichen Loch als Kopfinnen- statt Kopfaussenspeiche einfädeln.
**Anmerkung2: Würde man die Speiche ein Nabenloch und ein Felgenloch weiter links setzen, würde das auch ein symmetrisches Laufrad ergeben, allerdings hat man dann eine kreuzende Speiche über dem Ventil.
Schritt 6
Das einfädeln der Kopf aussen Speichen auf der zweiten Seite ist am schwersten. Falls der Flansch auf der Seite größer ist, kann man die Speiche anstatt gerade im Bild oben, auch quer einfädeln und muss sie dann nicht so verbiegen um an den anderen Speichen vorbeizukommen. Das ist der Grund warum mit der kleinen Flanschseite begonnen werden sollte. Falls es Probleme gibt den Nippel aufzuschrauben, kann man diese rückseitig auf einer weitere Speiche schrauben als Einführhilfe.
Schritt 7
Man fädelt nun nacheinander alle 8 Speichen mit Kopf nach aussen ein. Das Bild zeigt rot markiert noch einmal wie in Schritt 5 beschrieben, den Ablauf am Vorderrad: Die Speiche mit gleicher Drehrichtung wie die gegenüberliegende Speiche (ebenfalls mit Kopf aussen) muss um 1 Felgen- und Speichenloch nach rechts versetzt werden. Beim Hinterrad wäre nicht eine Kopfaussenspeiche im Vordergrund rot markiert, sondern eine Kopfinnenspeiche wenn Druck- und Zugspeichen asymmetrisch verteilt werden. Wie gehabt, müssen bei allen Speichen dieser Gruppe wieder 3 Leerlöcher an der Felge freigelassen werden.
Schritt 8
Nun fehlen nur noch die weiteren 8 Speichen mit Kopf nach innen, die wir wieder unterkreuzen müssen. Wenn es fertig ist, sollte das Ventilloch so wie im Bild aussehen. Nun sollte man alle Nippel möglichst gleichmäßig aufschrauben, man kann sich hier am Speichengewinde orientieren. Dies spart später viel Arbeit beim zentrieren. Das überschüssige Leinöl sollte abgewischt werden um Flecken zu vermeiden. Dann alle Speichen auf Spannung bringen, jedoch alle mit gleicher Umdrehung anziehen. Mittigkeit kontrollieren und falls nötig, eine Seite anziehen, die andere lösen. Und zwar um gleich viel Umdrehungen. Dann Höhen- und Seitenschläge beseitigen. Wenn man ein Zentrierdorn verwendet hat und alle Nippel gleichmäßig angezogen hat, sollte es kaum einen Höhenschlag geben. Zum Schluss korrigiere ich einzelne Speichen die weit vom Wert abweichen. Das Rad sollte danach noch rund genug laufen. Falls nicht, muss man noch einmal etwas nachzentrieren.
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