Rock Shox Yari
Rock Shox Yari
MST Tuning
Es hat leider einige Monate gedauert bis die Kartusche schließlich erhältlich war. In der Zwischenzeit war ich schon bei der Charger 2 am überlegen, aber laut Berichten soll diese nicht wesentlich besser im Vergleich zum Vorgänger geworden sein. Irgendwo kann Rock Shox ja auch nicht sofort alles rausbringen, weil man sonst im nächsten Jahr nichts mehr zum verbessern hat ;)
Der Aufbau ist so gut wie identisch zur Boxxer Kartusche, nur das ein hydraulischer Bottom Out fehlt. Die Kartusche kann für 230€ + Montage bei Fahrradfahrwerk bezogen werden. Wer möchte, kann diese auch selbst einbauen, was nicht besonders schwer ist.
Warum MST und nicht AWK?
Der Grund warum ich keine AWK verbaut habe, ist der das ich mir von der Performance bei der MST weitaus mehr erhoffe. Es wird häufig fälschlicherweise angenommen, dass nur die Luftkammer bei der SoloAir eine Schwachstelle ist. Es liegt jedoch größtenteils an der Dämpfung. Selbst die Charger Dämpfung hat einen sehr großen Fehler in der Auslegung vom Basevalve, wodurch der Übergang von LSC zu HSC zu plötzlich ist. Aufgrund von härterem Einsatz fahre ich ohnehin größere Drücke in der Gabel und bin bis jetzt mit 1 Token gut zurecht gekommen und hatte wenig Probleme mit absacken. Allerdings geht durch den hohen Druck die Feinfühligkeit zu Beginn des Federwegs etwas verloren. Bei jemand der eher Stolperbiken betreibt und keine schnellen und harten Schläge erfährt, dem würde ich dagegen eher zur AWK raten. Da die MST vor allem bei letztgenannten einen Mehrwert bringt.
Update: Heute würde ich auf jeden Fall dazu raten, parallel zur MST Dämpfung, DebonAir für relativ wenig Geld nachzurüsten. Diese reduziert auch die Reibung erheblich.
Yari MST
Lieferumfang
Im Bild oben sieht man den Lieferumfang, der Aufbau ist ähnlich wie schon bei der Mission Control bekannt. Die Teile machen von der Qualität einen hervorragenden Eindruck und man sieht stellenweise das diese handgefertigt wurden. Was ich sogar als Mehrwert sehe weil es keine schnöde Massenproduktion ist. Die erste Charge war auch innerhalb 1 Tag verkauft, was zeigt das es bei der Yari einen riesigen Bedarf gibt. Das mitgelieferte Öl ist Silkolene 2,5wt. Eine Anleitung ist derzeit noch nicht vorhanden, man könnte aber wohl auch die Anleitung von der MST Boxxer verwenden.
Technische Details
Laut Entwickler wurde für die Zugstufe ein eigenes Gehäuse mit auf 20mm reduziertem Innendurchmesser gefertigt, da der Ölfluss beim ausfedern sonst zu groß werden würde, wenn wie sonst das gesamte Innenvolumen des Standrohres beteiligt wäre. Die Menge ist bei der serienmäßigen Zugstufe so groß, dass die Kanäle im Ventil gar nicht so groß sein können. Ausschlaggebend für die Menge ist auch der Schaftdurchmesser von 12mm bei MST, welcher vermutlich aus Stabilitätsgründen nicht weiter von den serienmäßigen 12,5mm reduziert wurde.
Der Aufbau bei den Ventilen ist Oldschool aber auf höchsten Niveau, für jedes Ventil ein federgespanntes Checkplate und ein tapered Shimstack.
Der Druckstufen Shimstack ist identisch mit der MST Boxxer Version. Die Bohrungen im Basevalve fallen auf Seite der Shims relativ groß aus, aber nicht so riesig wie bei der Charger der 1. Generation. Vor- und Rücklaufkanäle sind augenscheinlich identisch aber der Rücklaufkanal hat 0.1mm größere Kanäle. Mögen vielleicht Fertigungstoleranzen sein.
Bei der Zugstufe gibt es einen Backer, damit der Ölfluss nicht zu hoch wird.
Die Wartung bei der Kartusche ist viel einfacher als bei anderen Kartuschen, es gibt nicht 2 dutzend O-Ringe die kaputt gehen können. Die Konstruktion mag für viele veraltet und einfach aussehen gegenüber der komplex wirkenden Charger Einheit, doch kommt es am Ende nicht auf den Aufwand sondern auf das Ergebnis an.
Einbau
Der Einbau ist wie gesagt nicht besonders schwer. Das Gehäuse für die Zugstufe wird im Standrohr mit dem serienmäßigen Sprengring geklemmt, welcher mit der "scharfen" Seite nach oben montiert wird. Es sieht so aus als ob in dieser Hülse ein Igus Gleitlager verbaut ist, in dem die Zugstufenstange gleitet. Der Ölstand beträgt 80mm unterhalb Standrohr Oberkante wenn die Gabel vollständig ausgefedert ist. Man sollte nach dem einfüllen ein paar Mal die Gabel aus und einfedern, damit die Luft entweichen kann. Man tut sich bei der Montage etwas leichter, wenn die Luftfeder ausgebaut ist, aber es geht auch so. Die Druckstufe wird nach dem Öl einfüllen, separat von oben eingeschraubt und diese Bauform hat den Vorteil das deren Shims sehr schnell angepasst werden können, da nicht die ganze Gabel zerlegt werden muss wie z.B. bei einer Charger Kartusche.
Yari MST Druckstufe
Einstellung
Die Kartusche bietet eine Einstellmöglichkeit für Lowspeed Druckstufe und Rebound. Eine Highspeed Verstellung ist nicht vorhanden, was mir sogar lieber ist da ich die Gabel nur 1x einstelle und so nicht in Versuchung komme ständig rum zu probieren. Desweiteren sind solche Verstellungen nicht für die Performance zuträglich, da sie laienhaft ausgedrückt, die bewegten Massen erhöhen und unerwünschte Effekte mit sich bringen. Der Knopf an der Druckstufe hat 43 Rastpunkte. Die Gabel lässt sich damit allerdings, ähnlich wie bei BOS, effektiv nur wenig bis gar nicht verstellen. Ich weiß nicht ob es viele Leute gibt die so einen großen Clickbereich benötigen, mir hätten auch 10 Clicks gereicht. Der enge Verstellbereich liegt an dem feinen Gewinde, wodurch sich die Nadel nur sehr wenig bewegt.
Bei dem Rebound gibt es dagegen überhaupt keine Rastpunkte, ich habe diesen mit 75kg in etwa 1,5 - 2 Umdrehungen von komplett zu eingestellt. Das hängt je nach gewählten Luftdruck ab (4,5-5,5bar). Höherer Luftdruck heisst dass man die Zugstufe weiter zudrehen muss. Höheres Gewicht heisst, dass man die Zugstufe aufmachen muss! Bei insgesamt 3 Umdrehungen ist der Einstellbereich sinnvoll gewählt und hat Reserven für andere Fahrergewichte.
Test
Da ich auch eine Fast tuned Charger in einer Pike besitze, war ich bei der Performance besonders neugierig. Diese brachte schon eine deutliche Steigerung, der einzige Kritikpunkt den ich noch hatte und das mag sich jetzt vielleicht seltsam anhören, war das mir die Hände und Unterarme noch genauso weh taten. Weil man mit der Gabel noch ein Stück schneller fahren konnte, aber diese dann wieder ähnlich hart war. Als ich die MST dann im groben und schnellen Geläuf getestet habe, war ich überrascht wie komfortabel die Gabel geworden ist. Ich hatte anfangs etwas zuviel Druck in der Gabel (6bar bei 75kg, 1 Token bei 180mm), so das ich nur etwa 160mm Federweg nutzte und so einen guten Vergleich zur Fast Pike ziehen konnte obwohl der Vergleich nicht ganz fair ist, da die Yari ein stabileres Chassis hat. Die Fast Pike musste in Relation übrigens mit ca. 10% höherem Druck gefahren werden. Dazu muss ich aber anmerken das die Druckstufe meiner Fast nicht serienmäßig beshimmt ist, aber wohl ziemlich ähnlich der Werksvorgabe von Fast. Der Compression Stack ist bei MST relativ weich laut Hersteller und mit auch ein Grund warum man die Verstellung der LSC kaum merkt. Dadurch ist die Dämpfung weniger für Leute geeignet, die eine Verstellung für Plattform z.B. wie bei RCT3 benötigen. Das Setup der MST ist eher auf bergab ausgelegt, man fühlt jedoch auch kein störendes nicken beim bremsen. Mir persönlich war die LSC nie zu weich. Allerdings habe ich im späteren Verlauf auch gemerkt das die Gabel mit 1 Token bei Sprüngen immer noch relativ linear arbeitet (Anmerkung: ohne DebonAir, mit ist es erheblich progressiver), etwas mehr Progressivität würde nicht schaden und ist teilweise dem weichem Stack geschuldet. Bei der Traktion muss ich sagen, dass ich keine großen Unterschiede zur Fast Version gemerkt habe. Die MST scheint den Untergrund förmlich aufzusaugen ohne das man Rückmeldung vom Untergrund verliert. Den einzigen echten Kritikpunkt den ich habe, ist das es beim Rebound keine Clicks gibt. Man muss sich also die Anzahl der Umdrehungen merken. Auch gab es damals ab Werk nur 1 Shimstack, welcher zum Glück bei mir gut passte. Bei jemand der deutlich von meinem Gewicht abweicht oder die Gabel allgemein relativ straff fahren möchte, kann eine Anpassung der Druckstufe sinnvoll sein, die im PDF von MST ersichtlich ist. Mit einem härteren Stack bekommt man noch etwas mehr Rückmeldung vom Untergrund und steht ein wenig höher im Federweg. Es wird dann aber auch unkomfortabler. Beim Rebound wird ein einzelner Shim mit 0.15mm verwendet. Auf Rückfrage empfiehlt man bei 70kg, 3 einzelne Shims mit 0.1mm. Ich gehe davon aus das die Werksabstimmung optimal bei ca. 80-90kg funktioniert.
Yari MST Zugstufe
Wartung
Durch den einfachen Aufbau der Kartusche ist die Wartung sehr einfach. Nach 1 Saison empfehle ich die beiden O-Ringe (O-Ring NBR70 25x3 sowie 12x2) am bzw. im Zugstufengehäuse zu ersetzen. Diese machen sich dadurch bemerksam das bei einer Undichtigkeit übermäßig viel Öl von der Dämpfung nach unten ins Casting läuft.
Zugstufe neuere vs. ältere Versionen
Zugstufe zerlegt mit Gleitlager
In der ersten Serie wurde ein Igus ?J? 1214-10 Gleitlager verwendet und später durch ein PTFE Gleitlager ersetzt. Bei diesem hat die Kolbenstange wesentlich weniger seitliches Spiel und wird besser geführt. Ausserdem kann es bei einigen frühen Zugstufen vorkommen das die Verklebung nicht 100% dicht hält. Man kann die Verklebung unten und oben am Rohr mit einem Heissluftgebläse lösen, es ist nicht besonders fest angezogen, da man ja auch kein Werkzeug, ausser einen Stiftschlüssel unten am Kopf ansetzen kann. Für die obere Verschraubung habe ich aber einen Schraubstock und eine Gripzange verwendet, man darf dabei aber das Werkzeug nicht zu fest ansetzen.
Nachrüstung Rebound mit Click
Dies ist bei der Gabel relativ einfach nachzurüsten. Man besorgt sich den Pike/Lyrik Rebound Adjuster 11.4015.404.020 der für die Charger gedacht ist. Der Einsteller der Yari sieht zwar auf dem ersten Blick genauso aus, hat jedoch keine eingebaute Stahlkugel, welche für die Clicks verantwortlich ist. Da bei der Yari die Clicks im Zugstufenschaft "eingebaut" sind.
Den neuen Knopf muss man allerdings vorher modifizieren, weil der Sechskant ca. 8mm zu kurz ist. Dazu spannt man den Sechskant in einen Schraubstock und lässt zwischen Schraubstock und Knopf soviel Platz, das man eine Zange einlegen kann. Nun erhitzt man den Knopf mit einem Heissluftfön und hebelt diesen mit der Zange ab. Danach kürzt man einen 2.5mm Innensechskantschlüssel soweit, dass dieser 8mm länger als der alte. Diesen schlägt man in den neuen Knopf ein und braucht das ganze nur noch zusammen zu bauen.
6 Clicks ergeben nun eine volle Umdrehung.
Man sollte die Schraube nur leicht anziehen, da diese etwas untermaßig ist und das Gewinde schnell durchdreht. Ich habe mir eine M3 Innensechskantschraube zurechtgestutzt und diese muss vorne die ersten 1-2 Gewindegänge auf ca. 2mm zugespitzt werden, damit sich der Knopf in der Führung noch drehen lässt, sonst klemmt die Schraube in der Footnut. Desweiteren habe ich den Kopf der Schraube etwas im Durchmesser reduziert, damit dieser auch in das Frästeil hineingeht. Ausserdem habe ich mit einem 5mm Bohrer ca. 1-2mm in den Knopf gebohrt, dort befand sich ein kaputtes größeres Gewinde.
Anpassung Druckstufe
Der Standardtune für 80-90kg mit 8mm Shims ist wie folgt:
14x0.1
16x0.1
18x0.1
21x0.15
Ein noch leichterer Tune wäre den 21x0.15 durch einen 21x0.1 zu ersetzen, welchen ich mit ca. 70kg fahre. Für stärkeren Tune als Standard einen 20x0.15 hinzufügen und für noch mehr, statt dessen einen 20x0.2 zu nehmen. Der Standardtune war für mich an sich auch OK und gab mehr Feedback vom Untergrund, aber auf Dauer zu ermüdend für die Arme wenn man sehr viel über Wurzeln fährt.
Anpassung Rebound
Standard wird bei 80-90kg ein 6x16x0.15 Shim verbaut. Schwerere Personen mit 100kg können einen 6x16x0.1 dazu nehmen. Noch stärkere Tunes sind laut Entwickler unnötig. Bei ca. 70kg werden 2x 6x16x0.1 + 6x14x0.1 oder 3x 6x16x0.1 empfohlen. Es handelt sich bei dem einzelnen Shim übrigens um den unter dem Backer bzw. unter der Mutter, nicht dem Checkshim mit der Feder.
Fazit
Plus
- Performance unerreicht
- sehr armschonend
- einfach (auch selbst) einzubauen und zu warten
- schnell einzustellen
- fürs gebotene günstig, da nicht nur veränderte Druckstufe
- Support vom Hersteller über Abstimmung der Shims oder Reparaturen
Minus
- LSR Einsteller ohne Clicks (nachrüstbar)
- LSC Einstellbereich zu klein (Gewinde vermutlich zu fein)
Fast Up Compression Kit Tuning
Es handelt sich bei dem Kit lediglich um eine andere Druckstufe, die Zugstufe ist unverändert und immer noch ein Schwachpunkt bei der Gabel (siehe oben, MST: Technische Details).
In dem Kit mit der Druckstufeneinheit ist u.a. folgender Stack verbaut:
12 x 1
10 x 0.2
12 x 0.15
14 x 0.15
20 x 0.15
22 x 0.15
16 x 20 x 0.3 Ringshim
16 x 0.15 Centershim
22 x 0.15
Alternativer (weicherer) Stack und ohne Preload für weichere LSC:
10 x 0.2
12 x 0.1
13 x 0.1
16 x 0.1
18 x 0.1
20 x 0.15
22 x 0.15
22 x 0.15
22 x 0.15
Chickadeehill Como Druckstufe
Auch bei diesem Kit wird die Zugstufe nicht verändert.
2 x 19 x 0,1 (Face)
1 x 18 x 0,1
1 x 16 x 0,1
1 x 14 x 0,1
1 x 12 x 0,1
1 x 10 x 0,1
1x 19 x 0,15
1x 18 x 0,1
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